Ausstellung | Brutal schön im Marta Herford

• Post By: AnKaKronmüller
• Date: 8. April 2016
• Category: Ausstellungen, CULTURE
• Tags: Design, Gegenwartsdesign, Marta Herford

Am 24. März fand die Buchpräsentation von Brutal schön im Marta Herford statt. Im Buch stellt der belgische Kurator, Kultur- und Designpublizist Max Borka eine neue Generation von Designern vor, denen es nicht nur um den formvollendeten Entwurf eines Produkts, sondern ebenso um die Gestaltung sozialer Prozesse geht. Damit wird im Buch und in der Ausstellung ein Thema aufgegriffen, dass so noch nicht umfassend behandelt wurde. Grund und Anlass genug, diese besondere Ausstellung genauer anzuschauen.

Wie gehen Designer mit Gewalt um?

Vor dem Hintergrund internationalen Terrors und der aktuellen Flüchtlingszahlen aus Kriegsgebieten scheint das Thema „Gewalt und Design“ heute aktueller denn je. Kein Wunder also, dass Ausstellung und Katalog ein beachtliches Medienecho erfahren haben. So erschien im Magazin Monopol bereits ein Interview mit dem israelischen Industriedesigner Ezri Tarazi, der mit seinen Produkten jeden Betrachter zum Nachdenken bringt. Über seine Herangehensweise sprach er zudem in einem weiteren Interview mit dem israelischen Journalist und Nahostexperten Gil Yaron darüber, wie die politisch geladene Atmosphäre in Jerusalem auf Kunst, Ästhetik und Design einwirkt. Zu den realen Konflikten und der Lebenssituation in Jerusalem erscheint im Mai übrigens ein Fotobuch von Wolfgang Strassl, das einen seltenen Blick auf die tiefen Spuren und Narben wirft, die der Nahostkonflikt in Jerusalem über Jahrzehnte hinterlassen hat.

Till Briegleb hat die Ausstellung und die darin zum Ausdruck gebrachte Designkritik für die Süddeutsche Zeitung unter die Lupe genommen und kommt zu dem Schluss, dass hier ein Kunst- und Designmuseum in einer bunten Schau der Mahnung und des Schreckens seinen eigenen Gegenstand grundsätzlich infrage stelle. Auch der Ausstellungsfilm des Museums macht den Stellenwert der Inhalte deutlich:

Zwei besonders anregende Beiträge hat zudem die Gestalterin Ute Vogel geschrieben, die sich die Ausstellung als Besucherin angesehen hat. Zum einen widmet sie sich sehr ausführlich dem Ausstellungsthema, zum anderen hat sie einen wunderbaren Beitrag zur Arbeit von Ron From geschrieben.

Die brutal schöne Ausstellung

Nach der Lektüre des Buches und den bereits erschienen Rezensionen möchten wir an dieser Stelle auf eine ausführliche Besprechung einzelner Objekte verzichten. Gerade durch die Auswahl der Exponate von Max Borka und Friederike Fast entsteht der Gesamteindruck, der zum Nachdenken anregt. Gerne möchten wir die Ausstellung aber jedem empfehlen, der sich für die Design, Gestaltung und soziale Prozesse interessiert. Marta Herford präsentiert noch bis zum 1. Mai mit Brutal schön in vier großen thematischen Kapiteln – Gewalt als Rohmaterial, Design und sein Schatten, Gewalt abbauen, Organisierte Gewalt – Design von drei Kontinenten, dass aufzeigt, dass heute schon mit der Gestaltung alltäglicher Dinge eine soziale Verantwortung entstehen kann, die thematisiert werden sollte.

In wie weit das gerade erschienen Buch zur Ausstellung das Thema aufgreift, kann man heute auf dem Blog vom Museum selbst nachlesen, für den Tabea Mernberger eine sehr lesenswerte Rezension verfasst hat.