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Harding Meyer | Manipulator der Kunst

Der Künstler Harding Meyer (*1964) ist ein Manipulator der Kunst, der dank seinem virtuosen Umgang mit Farbe, Gestik, Duktus, Struktur und Rhythmus einen individuellen Weg gefunden hat, das heutige Verhältnis von Kunst, Medien und Mensch in komplexen Bildern zu formulieren und zu hinterfragen. Viele seiner Gemälde erinnern an Bildnisse der Renaissance, jener Epoche, als das Porträt zur bedeutendsten malerischen Gattung aufstieg. Doch seine Vorbilder entstammen der aktuellen schnelllebigen Medienwelt. Mit einer Digitalkamera nimmt er Fernsehbilder auf, ebenso nutzt er Abbildungen aus dem Internet. An diesen Vorlagen nimmt er verschiedenste Veränderungen vor, verfremdet malerisch oder am Computer einzelne physiognomische Kennzeichen. Das in den vollendeten Werken Sichtbare ist eine vermischte malerische Information, die eine Rückführung des Subjekts vom neuen ins alte Medium darstellt.

Harding Meyer, ohne Titel, 2016

Harding Meyer, ohne Titel, 2016

Und auch wenn Harding Meyer manchmal Dreiviertel- und Ganzkörperbilder malt, ist er vor allem für seine Porträts bekannt, die so beschnitten sind, dass der Fokus auf dem Bereich zwischen Haaransatz und Kinn liegt. Viele der gemalten Personen sind streng genommen eigens von ihm kreierte Geschöpfe. Die Vorlagen sind unbekannte Modelle, niemals berühmte Persönlichkeiten, und werden von Meyer teils so lange bearbeitet, dass ganz neue Antlitze entstehen. Auf den ersten Blick wirken diese oft vertraut und doch unnahbar: eine Folge der ästhetischen Strategien des Künstlers, der immer wieder Bekanntes und Unbekanntes kombiniert, verhüllt und verdeckt, mit Abstraktion und Subjekt experimentiert. Eine weitere Besonderheit von Mayers Gemälden sind die Augen der Porträtierten, die den Betrachter oft direkt und unvermittelt anschauen, ganz in sich versunken oder in seltenen Fällen geschlossen sind. Gemeinsam haben sie, dass sie die Bildwirkung maßgeblich beeinflussen.

Harding Meyer, ohne Titel, 2016

Harding Meyer, ohne Titel, 2016

Handwerklich arbeitet Harding Meyer mit jahrhundertealten Verfahren, die auch Maler wie Giorgione, Peter Paul Rubens oder Tintoretto verwendeten. In diversen Arbeitsschritten werden Farbschichten aufgetragen und übereinandergelegt, sodass sich die dargestellten Figuren bei näherer Betrachtung in viele Farbfelder, Tupfer und Flächen aufzulösen scheinen. Manche Bilder wirken, als läge ein Schleier vor dem abgebildeten Gesicht, eine Folge des letzten Schrittes, den Meyer durchführt. Am Ende des Prozesses, der mehrere Wochen dauern kann, zieht er die letzte Malschicht mit der Rakel ab. Gemeinsam mit den neutralen Hintergründen trägt dieser letzte Schritt dazu bei, dass keine Räumlichkeit entstehen kann. Wie viele andere bekannte Künstler arbeitet Harding Meyer in Serien, die endlos weitergeführt werden. Seine Gemälde sind dabei immer großformatig und monumental, die Porträtierten überlebensgroß.

Harding Meyers erste umfangreiche Monografie gibt einen Überblick über sein Gesamtwerk. 261 Abbildungen werden von elf Texten zum Werk ergänzt. Das Buch bietet damit nicht nur eine Übersicht, sondern auch einen Einstieg in die komplexe Arbeit des Künstlers.

 

Blick ins Buch

 

Publikation: Harding Meyer. Eine Monografie, November 2016.
herausgegeben von David Galloway,
mit Texten von Donald Brackett, David Galloway, Philipp Holstein, Michael Hübl, Heinz Norbert Jocks, Hartwig Knack, Thomas W. Kuhn, Gerhard Charles Rump, Sabine Schütz, Lucia Täubler.
Gestaltung von Corina Gabriela Duma.

ISBN: 978-3-7356-0272-5

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