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Rezension „India Women“

Bunt, dreckig, hart – das Leben indischer Frauen ist geprägt von Unterdrückung, Gewalt und Verständnislosigkeit. Nicolaus Schmidt dokumentiert in dem Band “India Women” den Alltag indischer Frauen. Seine Fotografien werden ergänzt durch die aufschlussreichen Texte Prinyanka Dubeys.

Über die Realität der Frauen in der indischen Gesellschaft

Die Diskrepanz zwischen den Fotografien, die vermeintlich starke Persönlichkeiten abbilden und den Texten, die die kaum erträgliche Stellung von Frauen in vor allem den unteren Kasten der indischen Bevölkerung eindringlich schildert, sticht unmittelbar ins Auge. Im Wechselspiel des Textes von Dubey und den Fotografien von Schmidt erscheint der vom Fotografen aufgestellte Vergleich mit der hinduistischen Göttin des Todes, der Zerstörung und der Erneuerung, Kali, besonders wirksam.

Schmidt stellt die Göttin Kali in einen zentralen Vergleich mit den Porträtierten. Er nennt sie die “Töchter Kalis” und verweist dabei auf den Kampf gegen Dämonen und Ungerechtigkeit, dem sowohl die Göttin als auch die „Töchter Kalis“ täglich gegenüber treten.

Hausangestellte bei einer Arbeitspause in Delhi. Weil sie auch am Wochenende arbeiten müssen, treffen sie ihre Kinder mittags in einem Park.

Hausangestellte bei einer Arbeitspause in Delhi. Weil sie auch am Wochenende arbeiten müssen, treffen sie ihre Kinder mittags in einem Park.

Savita, eine der wenigen Taxifahrerinnen Delhis

Savita war eine der ersten Taxifahrerinnen Delhis. Als Männer die Fahrerinnen belästigten, beschloss die Firma “Sakha” nur noch Frauen und Familien zu fahren.

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Schwere Steine auf dem Weg zur Gerechtigkeit und Gleichheit

Die Fotografien und der Text beschreiben gleichermaßen wie die festgefahrene Strukturen im sozialen Gefüge Indiens die Frauen dazu nötigen, schwerste körperliche Arbeit zu verrichten. Es wird aber auch beschrieben, dass die moderne indische Gesellschaft Frauen eine Stimme einräumt und es ihnen damit möglich wird, gegen die sozialen Missstände anzukämpfen.

Während die Bilder die Arbeiterinnen bei der Verrichtung von harter Arbeit zeigen, entwürdigen sie diese nicht. Die Protagonistinnen erscheinen nicht unter ihrer Last erdrückt zu werden, sie verrichten sie viel mehr erhobenen Hauptes.

Die Frauen, die hier beim Straßenbau arbeiten, tragen schwere Steine auf dem Kopf. In der Nähe von Ajmer, Rajasthan.

Die Frauen, die hier beim Straßenbau arbeiten, tragen schwere Steine auf dem Kopf. In der Nähe von Ajmer, Rajasthan.

Der Band ist in drei Teile gegliedert: Einleitend steht der Fotografieteil mit den Aufnahmen Nicolaus Schmidts. Im Anschluss daran beschreibt Priyanka Dubey anhand einer rückblickenden Zusammenfassung die Entwicklung von Frauenrechten in Indien und betrachtet darauf aufbauend die realen Umstände, aber auch mögliche Perspektiven für Frauen in Indien. Zuletzt erhält der/die LeserIn zusätzlich Informationen über die Auswahl und Anordnung der Bilder im Fotografieteil. Leider erscheinen die kurzen Beschreibungen zu einigen Bildern wie zufällig ausgewählt und damit teilweise obsolet, da eine gute Fotografie für sich alleine stehen können sollte und zudem im letzten Teil des Buches ohnehin eine genauere Erläuterung folgt.

Der Band „India Women“ beschreibt eingehend, sowohl visuell als auch deskriptiv, die Bürden, welche die indischen Frauen täglich auf sich nehmen müssen. Er gibt dem Rezipienten dadurch genügend Anregungen, die Thematik der Frauenrechte in Indien weiter zu recherchieren.

Text von Lisa-Marie Wollrab

 

Zum Buch

India Women. Mit 108 farbigen und 8 s/w Abbildungen.192 Seiten. Hardcover. Das Buch erscheint in Zusammenarbeit mit terre des hommes Deutschland auf Deutsch, Englisch und Hindi. 39,00 €. Kerber Verlag 2014.

Ausstellungen

„Nicolaus Schmidt. Diversity and Strengh – Photographs of Women in India“. India International Centre, New-Delhi, 17.–27.1.2015; Galerie Schwartzsche Villa, Berlin, Frühjahr 2016; Kunststiftung K52, Berlin, Dezember 2016.

Über die Rezensentin

Lisa-Marie Wollrab studiert Kunstgeschichte im Master an der Freien Universität zu Berlin. Im Bachelor lag ihr Schwerpunkt auf Architektur der Moderne. Im Master widmet sie sich vor allem der künstlerischen Verarbeitung von politischen Umbrüchen und Revolten im Nahen Osten und Arabien. Die Auseinandersetzung mit zeitgenössischer Bildtheorie und die der medialen Verbreitung und Rezeption von bewegten und statischen Bildern stehen dabei im Vordergrund.

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