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Surfaces | Adolf Fleischmann

Grenzgänger zwischen Kunst und Medizin

Der Maler Adolf Fleischmann (1892-1968) gilt mit seiner flirrenden, heiteren Malerei als bedeutenden Vertreter der Op Art. Von Kunsthistorikern wird er zudem als wichtiger Vermittler von europäischer Konkreter Kunst in den USA bezeichnet. In den USA (Auswanderung 1952) entwickelte er in den 1950er Jahren auch eben diesen unverwechselbaren Malstil, für den er heute bekannt ist.

Daneben ging er einem ungewöhnlichen Brotberuf nach: für das Kantonspital Zürich formte er in den 1920er Jahren Krankheitsbilder naturgetreu in Wachs ab (sogenannte Moulagen) und fertigte detaillierte Zeichnungen mikroskopischer Gewebebilder. Später war er in New York als Laborant und medizinischer Zeichner für die renommierte Columbia University tätig.

Seine medizintechnische Laufbahn verlief im Schatten seiner Kunst und so gab es bislang nur getrennte Forschungen zu diesen beiden Facetten in Fleischmanns Leben. Erstmals werden nun beide Aspekte – Beruf und Berufung – in einem Buch zusammengeführt. Dies ist vor allem spannend, da sich nun erstmals direkte Bezüge zwischen den Tätigkeiten herleiten lassen. Fleischmanns medizinische Arbeiten sind eine perfekte Nachbildung der Krankheiten, die er darstellen sollte. Seine Malerei und Grafiken sind abstrakt und bestechen durch ihre Farb- und Formensprache. Die Oberflächen der einzelnen erhaltenen Stücke können in Verbindung zueinander gesehen werden, daher auch der Titel „Surfaces“. Seine Gewebebilder zeigen, nicht weniger als sein grafisches Werk, was für ein herausragender Zeichner Adolf Fleischmann war.

Auch Fleischmanns bewegtes Leben in den Kunstmetropolen Paris und New York sowie seine Erlebnisse in den beiden Weltkriegen (schwere Verwundung im ersten und Internierung im zweiten) werden betrachtet. In den Kriegsjahren musste Fleischmann sich mit verschiedensten Tätigkeiten über Wasser halten und fertigte unter anderem Entwürfe für Teppiche, Textilien und Bucheinbände an. Die überlieferten Stücke und Quellen können dafür leider kaum als lückenlos bezeichnet werden. Überhaupt sind wenige Arbeiten aus Fleischmanns Studienjahren in Stuttgart und der Zeit vor seiner Immigration in die USA erhalten. Das Buch und die Ausstellung versuchen nun auch diese weniger bekannte Schaffenszeit des Künstlers ausführlich zu beleuchten. Die Texte zu diesen Lebensabschnitten werden nicht nur mit Werken des Künstlers, sondern ebenso mit historischen Fotografien und Dokumenten ergänzt. So gibt es beispielsweise das aufschlussreiche Kapitel „Zwischen Arbeitswelt und Kriegsgeschehen. 1913 bis 1915“ von Monika Weber, in dem die Autorin den ersten Job des Künstlers als Zeichner für die groß angelegte „Ausstellung für Gesundheitspflege“ im Jahr 1914 in Stuttgart beschreibt und mit erhaltenen Dokumenten belegt. Auch wenn sich heute nicht mehr rekonstruieren lässt, welche Zeichnungen er für die Ausstellung konkret ausgeführt hat, stellt diese Arbeit doch die erste Verbindung seiner Kunst und seinem späteren medizinischen Werken dar.

Das Buch orientiert sich an Fleischmanns Biographie und die Kapitel folgen in ihrer Gliederung den wichtigen Lebensabschnitten und Erlebnissen des Künstlers. Durch die erstmalige umfassende Verbindung von der Kunst und dem medizinischen Kunsthandwerk Fleischmanns, bietet dieses Buch einen ganz neuen Blick auf das Leben und Wirken des Künstlers.

Blick ins Buch

 

Publikation: Surfaces. Adolf Fleischmann – Grenzgänger zwischen Kunst und Medizin, Oktober 2015.
herausgegeben von Marion Ruisinger, Simone Schimpf und Thomas Schnalke,
mit Texten von Michael L. Geiges, Anna Katz, Marion Maria Ruisinger, Thomas Schnalke, Simone Schimpf, Christian Spies, Monika Weber, Renate Wiehager, Sarah Wöhler.
Gestaltung: SOFAROBOTNIK, München und Augsburg

ISBN: 978-3-7356-0115-5

One thought on “Surfaces | Adolf Fleischmann”
  1. […] Buch „Surfaces“ ist besonders schön geworden und hat eine äußerst ansprechende Haptik. Wie ist die […]

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