Welcome to

Kerber Blog

Home / Interview / 5 Fragen an Matthias Straub | Herausgeber von THE OPÉRA

5 Fragen an Matthias Straub | Herausgeber von THE OPÉRA

Matthias Straub | Foto: Frederik Laux
Matthias Straub | Foto: Frederik Laux

Matthias Straub | Foto: Frederik Laux

Du bist seit 4 Jahren der Herausgeber von THE OPÉRA. Wie ist die Idee für das Magazin entstanden?

Bei einem Streifzug durch die Pariser Buchhandlungen vor fünf Jahren fiel mir auf, dass es sehr viele schöne Monographien von klassischen und zeitgenössischen Aktfotografen gibt – aber kein Kompendium, das verschiedene Positionen zu diesem Thema vereint. Die Idee zu einer jährlich erscheinenden Buch-/Magazinreihe, die die ganze Vielfalt des Genres abbildet, erschien mir naheliegend.

 

Du bist über Umwege zu Kunst gekommen. Warum ausgerechnet ein Magazin für Aktfotografie und nicht Landschaft oder Architektur? Was fasziniert Dich an dem Genre?

„Everybody has a story to tell.“ Für mich ist die Aktfotografie eine logische Konsequenz aus meinem Interesse für die Geschichten meiner Mitmenschen und meiner Begeisterung für die Fotografie als narratives Medium. Der Akt als das sensibelste und unmittelbarste Porträt einer Person, ohne verhüllende oder entstellende Kleidung und Accessoires, zeigt das Wesen des Menschen, wie er ist: mal groß, klein, korpulent, alt, jung, traurig, fröhlich, wütend, verletzlich – aber immer schön.

 

Wieso „The Opéra“? Was hat Aktfotografie in einem jährlich erscheinenden Magazin mit einer Oper im klassischen Sinn zu tun?

Die Oper ist für mich eine schöne Metapher für hochwertige Aktfotografie: Der Körper als Bühne und Schauspiel zugleich. In der Oper finden sich viele verschiedene künstlerische Annäherungen und Darstellungsformen (Musik, Tanz, Gesang, Schauspiel, Bühnenbild) an das Wesen und die Natur des Menschen. Der Zuschauer betrachtet aus einer gewissen respektvollen Distanz eine mal opulente, mal euphorische, mal traurige, mal zurückhaltende Darstellung des Lebens. Der getragene und würdevolle Charakter der Oper erscheint mir als passender Vergleich zum Akt. Mit der Einteilung des klassischen Dramas nach Gustav Freytag, die auch in zahlreichen Opern Verwendung findet, war auch die Struktur des Buches in fünf Kapiteln gefunden: Exposition, Komplikation, Peripetie, Retardation und Katastrophe.

 

Der Platz in jeder Ausgabe ist natürlich begrenzt. Wie wählst du die Künstler und Motive aus? Hat jede Ausgabe einen versteckten „roten Faden“?

Ich habe eher den Eindruck, dass mich die Fotografien finden, anstatt umgekehrt. Mittlerweise bekomme ich viele Einsendungen, aus denen ich auch schon schöne Arbeiten auswählen durfte. Ausschlaggebend ist für mich eine klare Handschrift des Künstlers oder ein origineller Stil – und ob mich das Bild auf irgendeine Weise berührt. Ansonsten lasse ich mich tatsächlich eher von Stimmungen leiten und versuche eine möglichst interessante und abwechslungsreiche Mischung aus verschiedenen Techniken, Stilen, Bekanntheitsgraden und Herkunftsländern der Fotografen, Inszenierungsarten, Lichtstimmungen und Emotionalitäten zu finden. Die Grundstruktur gibt dabei jedes Mal die oben genannte Einteilung in die fünf Stimmungsbilder der Schauspiel- bzw. Opern-Akte vor.

 

Die vor kurzem erschienene vierte Ausgabe weicht im Cover ganz entscheidend von den vorherigen Ausgaben ab. In wie weit hat das Magazin sich entwickelt und verändert?

Für mich weicht das Titelmotiv rein formal gar nicht so weit von den anderen Ausgaben ab, inhaltlich bin ich aber gemeinsam mit dem Grafikdesigner Romano Dudas in Volume IV etwas mutiger und „lauter“ geworden. Es finden sich deutlich mehr polarisierende Arbeiten und kontroverse Positionen wieder, als in den bisherigen Ausgaben. Es hat Spaß gemacht, bei der Auswahl der Bildwelten experimenteller vorzugehen und damit auch einen Diskurs zuzulassen bzw. zu provozieren. Ob die fünfte Ausgabe dann vielleicht noch lauter oder wieder etwas ruhiger wird, kann ich jetzt allerdings noch nicht sagen.

Vielen Dank!
Das Interview führte Michelle van der Veen.

 

Matthias Straub | Foto: Kai Knoerzer

Matthias Straub | Foto: Kai Knoerzer

Zur Person

Matthias Straub (Jahrgang 1975) studierte Agrarökonomie mit Schwerpunkt Tropen und Subtropen an der Universität Hohenheim, wo er 2001 mit einem Master (M.Sc.) abschloss. Während einer anschließenden Ausbildung bei dem Modefotografen Jürgen Altmann veröffentlichte er sein erstes Magazin. In den folgenden zehn Jahren arbeitete Matthias als freier Redakteur für verschiedenen Zeitschriften, Verlage und Unternehmen. Als Chefredakteur verantwortete er Publikationen wie die Zeitschrift mex, das Schweizer kinki magazin, die Kunst- und Gesellschaftsreihe Lotto Magazin und das Spiel ums Ganze sowie zahlreiche Corporate Publishing Projekte u.a. für die Daimler AG und Mercedes-Benz. Matthias interessiert sich außerdem für Menschen und Musik.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

#Kerberverlag

>> <<