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Zeitgenössischer Holzschnitt | 5 Fragen an Uta Zaumseil

Das Medium Ihrer Wahl ist der Holz- oder Linolschnitt. Wie kamen Sie zu dieser traditionellen Technik?

Meinen ersten Linolschnitt habe ich in der 8. Klasse in der EOS gemacht. Das war ganz klassisch schwarz/ weiß, eine kleine Landschaft. Die Druckgrafik spielte ja in der DDR eine große Rolle und es gab die Möglichkeit sich z. B. in einem Zeichenzirkel damit  zu beschäftigen.

 

Viele bekannte Schnitte sind schwarz auf weiß gedruckt, Ihre Werke weisen dagegen eine große Farbigkeit auf. Welche Technik verwenden Sie dafür?

Ich verwende die Technik der “verlorenen Form“. Hier wird im Gegensatz zum herkömmlichen Farbdruck, welcher für jede Farbe eine eigene Platte verwendet, von einer einzigen  gedruckt. Hierbei druckt man vom Hellen zum Dunklen, d.h. zuerst wird weggeschnitten was weiß bleiben soll. Im ersten Druckvorgang wird die Höhe der Auflage bestimmt. Danach wird die hellste Farbe gedruckt, nehmen wir an: rosa. Was dann rosa auf dem Blatt stehen bleiben soll wird auf der Druckplatte weggeschnitten, danach kommt die nächste Farbe…. usw. Schluss ist dann mit der dunkelsten Farbe.

 

In der Theorie kann man Druckplatten mehrfach verwenden, das führt unweigerlich zur alten Frage nachdem Original. Sind Ihre Werke Einzelstücke oder fertigen Sie kleine Editionen an?

Für mich ist das Drucken einer Auflage uninteressant. Es macht mich unkreativ und würde auch einen Sammlerhintergrund voraussetzen. Ich finde die Suche nach dem einmaligen, tollen Blatt spannend. Dabei entstehen 2-3 Unikate in unterschiedlichen Farben.

(In seltenen Fällen, z.B. zur Finanzierung dieses Kataloges, gibt es eine kleine Auflage.)

 

Uta Zaumseil, Pias Bild, Holz/Linolschnitt, 86,5 x 122 cm, 2014

Uta Zaumseil, Pias Bild, Holz/Linolschnitt, 86,5 x 122 cm, 2014

 

Auf den ersten Blick scheinen Ihre Motive sehr idyllisch zu sein, auf den zweiten erkennt man in vielen politische Themen. Brandaktuell zum Beispiel das Flüchtlingsthema, das in einem Ihrer Werke vorkommt. Wie politisch ist Ihre Kunst?

Manche Themen beschäftigen mich so sehr, das sie in meinen Bildern auftauchen. Manchmal sind es nur Begriffe, wie z.B.“ Vollbeschäftigung“, zu denen sich in glücklichen Fällen Bilder entwickeln.

Oder „ Mangelnde Gewinnerzielungsabsicht“ – eine Einschätzung des Finanzamtes zu meiner Steuererklärung, die ich als Ausstellungstitel nutzte. (Wenn dann in der Kunsthalle Erfurt der Finanzminister Thüringens die Ausstellung vertretungsweise eröffnen muss, ist das doch schon Performance-reif).

Uta Zaumseil, Vollbeschäftigung, Holzschnitt, 56 x 132 cm, 2010

Uta Zaumseil, Vollbeschäftigung, Holzschnitt, 56 x 132 cm, 2010

 

Ebenso finden sich viele Motive, denen ein Narrativ innewohnt ohne das die konkrete Geschichte direkt greifbar scheint. So zum Beispiel bei den Bildern „no spy“ oder „Kuzdere“. Beziehen Sie sich auf reale Ereignisse?

Natürlich, selbst im Wald ist der User nicht vor Überwachung sicher.

Uta Zaumseil, no spy, Linolschnitt, 88 x 133 cm, 2014 | Foto: Polina Bazir

Uta Zaumseil, no spy, Linolschnitt, 88 x 133 cm, 2014 | Foto: Polina Bazir

Das Interview führte Michelle van der Veen.

 

Das Buch

Haack-Zaumseil_09

Publikation: Simone Haack & Uta Zaumseil, Juli 2015
herausgegeben von Museum Junge Kunst, Frankfurt/Oder,
mit Texten von Stephan Köhler.
Gestaltung: Volker Dittmar, Berlin/Zwickau; Simone Haack, Berlin

ISBN: 978-3-7356-0134-6

 

 

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