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Among Women | Samaneh Khosravi über ihr Fotoprojekt und Schönheit im Iran

Samaneh Khosravi bei der Druckabnahme | Foto: Polina Bazir

Samaneh Khosravi bei der Druckabnahme | Foto: Polina Bazir

Among Women“, die erste Publikation der iranisch-deutschen Fotografin Samaneh Khosravi (*1984), ist authentische Fotoreportage und eindrucksvoller Bildband in einem: eine Dokumentation über Frauen im Iran, die ein ganz eigenes Körpergefühl für Schönheit und Ästhetik besitzen und dieses auch leben.

Für den Kerber Blog berichtet sie über die Ursprünge des Projektes und erzählt die Geschichten hinter den Bilder.

 

 

Als ich vor sieben Jahren nach Deutschland zog hatte ich bereits das Studium der Fotografie an der Azad Universität Teheran abgeschlossen. Zu diesem Zeitpunkt war mir noch nicht bewusst, dass ich mich erneut für ein Studium der Fotografie in Deutschland entscheiden werde. Aber als ich im deutschen Alltag angekommen war und mit den unterschiedlichen Sichtweise der Menschen hier konfrontiert wurde, bemerkte ich wie sehr sich unsere Weltbilder unterscheiden. Um die Parallelen und Differenzen besser zu verstehen und kennenzulernen, entschloss ich mich 2010 erneut für ein Studium der Fotografie an der FH Dortmund.

In kürzester Zeit wurde ich mit neuen Eindrücken, Ideen, Perspektiven und Meinungen überschüttet und ich war dankbar für diese Möglichkeiten. Unzählige Diskussionsrunden erweiterten mein Horizont und ich fing so langsam an zu begreifen, wie diese unterschiedlichen Weltbilder zustande gekommen sind.

Allerdings stellte sich auch heraus, dass viele nur sehr wenig über mein Heimatland Iran wissen und die einzigen Informationen meistens durch die hiesigen Medien entstanden sind. Leider berichten die meisten Medien über Politik und nicht über die Kultur und die Menschen im Iran. So hat sich eine relativ einseitige Sichtweise über den Iran etabliert, die in meinen Augen unfair erscheint. Ich entschied mich ziemlich schnell während meines Studiums meinen Schwerpunkt auf den Iran zu legen und im dokumentarischen Stil einen Beitrag dazu zu leisten, dass der Iran auch aus anderen Perspektiven beleuchtet wird.

Nach kleineren Fotoprojekten über den Iran entstand im Rahmen meiner Bachelorarbeit das Projekt “Unter Frauen”. In dieser Fotoserie sind die Schönheitsideale der jungen Generation im Iran dokumentiert worden. Das heutige Schönheitsideal im Iran ist geprägt durch verschiedene Faktoren. Dabei spielen die westlichen Vorbilder eine ebenso große Rolle, wie die traditionelle Mode. Der Iran ist ein islamisches Land, dies bedeutet jedoch nicht zwangsläufig, dass Schönheit im Allgemeinen verboten wäre. Wie die meisten Jugendliche und junge Erwachsene in der Welt, wird auch die junge Generation des Irans, die in der Zeit nach der islamischen Revolution 1979 geboren und aufgewachsen ist, von der Suche nach der eigenen Identität getrieben. Trotz der gesellschaftlichen Einschränkungen hat es die heutige junge Generation im Iran geschafft, aus einer Fülle zwischen Modernität und Tradition, ihr Schönheitsideal zu finden.

Diese Fotoreportage behandelt die junge iranische Generation in ihrem Alltag und das Streben nach ihrem Schönheitsideal. Ich begleite sie an verschiedenen Tagen und unterschiedlichen Orten wie zu Hause, im Friseursalon, beim Shopping und sogar bis in den Operationsraum während ihrer kosmetischen Korrektur.
Es ist mein erster Beitrag, der über den akademischen Rahmen hinausgeht und auf eine breitere Öffentlichkeit trifft und hoffentlich ein Gegengewicht zu den üblichen Informationen über den Iran darstellt.

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Viele Jugendliche fahren oft zur einem Freizeitort namens Tochal im nord den Teherans, um zu spazieren.

 

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Fertig geschminkt und in ihrem besten Abendkleid macht sich Somayeh auf den Weg zur Hochzeitsfeier ihrer Cousine. Das Abendkleid wird erst vor Ort enthüllt (Bei Hochzeiten im Iran feiern Männer und Frauen getrennt.) Aber auch sonst, in ihrem Alltag, verhüllt sich Somayeh aus religiöser Überzeugung mit einem Tschador.

 

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Kurz vor einer privaten Party macht Atefeh, 27, noch schnell ein Erinnerungsfoto, bevor sie sich wieder verhüllen muss, um zur Party zu fahren. Auf der Party fallen wieder die Hüllen und das Ausgehkleid kommt zum Vorschein. Atefeh lebt allein in einer Mietwohnung in Teheran. Sie ist sehr modeorientiert. Besonders die Generation, die nach der Islamischen Revolution 1979 geboren wurde, nimmt es mit der Kleiderordnung der Islamischen Republik nicht so genau.

 

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Modische Unikate findet man normalerweise nicht in öffentlichen Geschäften. Auch Saras neuer Marilyn-Monroe-Mantel wird von jungen Modedesignern nur à la maison angeboten. Frauen vereinbaren üblicherweise vorher einen Termin, um exklusive Mode sehen und kaufen zu können. Zu Tee und Gebäck werden verschiedene Kleidungsstücke anprobiert, bis das Passende gefunden ist. Von neuen und angesagten iranischen Modedesignern erfährt man im Iran üblicherweise nur durch Mundpropaganda. So passiert es nicht selten, dass man auf der Straße von fremden Personen angesprochen wird, weil sie erfahren wollen, wo und bei wem der Mantel gekauft wurde.

 

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Die neuesten Modekollektionen werden den Kunden in Bildmappen vorgestellt. Dabei sieht man immer häufiger auch iranische Models. Im Iran ist die Modeindustrie in den letzten zehn Jahren stark gewachsen, was die Nachfrage nach iranischen Models ebenfalls steigen lässt. Dabei gibt es zwei Arten der Modefotografie. Zum einen verhüllte Models, die islamkonforme Kleidung präsentieren und auch in öffentlichen Modekatalogen und Magazinen erscheinen, und zum anderen iranische Models, die weltliche Mode vorstellen, die nur Frauen zugänglich ist und daher nicht öffentlich präsentiert werden darf. Viele Modedesigner nutzen daher immer öfter die virtuelle Bühne und stellen ihre Mode im Internet und vor allem auf Facebook zur Schau.

 

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Ein Ort, an dem sich Frauen gerne treffen, ist ihr Schönheitssalon. Damit sich Frauen auch ohne ihre Körper- und Kopfbedeckungen frei bewegen können, ist der Zutritt für Männer untersagt.

 

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Parichehr hat eine kleine Überraschungsfeier zum Geburtstag ihres Mannes Soheil organisiert. Sie ist eine religiöse junge Frau, die bis vor der Geburt ihrer Tochter zusammen mit ihrem Mann in der eigenen Firma gearbeitet hat. Seit zwei Jahren kümmert sie sich vorwiegend um die gemeinsame Tochter. Zur Geburtstagsfeier ihres Mannes trägt sie ein im Iran gekauftes farbenfrohes Kleid. Sie lebt mit ihrem Mann in Fereshteh, einem begehrten Stadtviertel Teherans.

 

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Die Junge Frau ist für die Nachbehandlung nach der Nasenoperation beim Arzt. Nicht nur zum Erreichen eines Schönheitsideals lassen sich Frauen im Iran die Nase richten. Schönheitsoperationen sind mittlerweile ein Statussymbol. Jährlich werden im Iran zwischen 60.000 und 70.000 kosmetische Nasenoperationen durchgeführt. Neuerdings ist auch die Nachfrage nach Brustvergrößerungen und Fettabsaugungen gestiegen.

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Publikation: Among Women, Oktober 2015.
herausgegeben von Samaneh Khosravi,
mit Texten von Samaneh Khosravi.
Gestaltung: Samaneh Khosravi.

ISBN: 978-3-7356-0120-9

One thought on “Among Women | Samaneh Khosravi über ihr Fotoprojekt und Schönheit im Iran”
  1. […] studierte. Sie lebt und arbeitet in Bochum. Ein Inter­view mit der Autorin über ihr Buch, kann hier nachge­le­sen […]

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