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Dresden | Zerstörung des Kunstwerks von Nezaket Ekici

Nezaket Ekici "Post it" 2015, Foto: Nezaket Ekici

Erst am 23. Mai eröffnete die Stadt Dresden das Kunstprojekt „Dresden? – Arbeiten mit der Stadt“, für das die drei Künstler Nezaket Ekici, Via Lewandowsky und Florian Dombois jeweils ein Kunstwerk im öffentlichen Raum realisiert hatten:

„Ausgangspunkt der drei Kunstprojekte war die Frage nach den Kraftquellen Dresdens und wie diese sichtbar gemacht werden können. In mehreren Monaten haben sich die Künstler mit der Stadt und drei Themen, die für die Identität Dresdens wichtig sind, auseinandergesetzt: die „Geschichte Sachsens“, „Dresden Stadt der Wissenschaften“ und der „Umgang mit den Anderen.

Die Berliner Künstlerin Nezaket Ekici hat sich dem Thema Umgang mit den „Anderen“ mit Ihrer Installation „PostIt“ vor dem Gerichtsgebäude genähert. „Teppiche sind Orte der Kommunikation und der Gemeinsamkeit – auf ihnen isst man und bespricht man sich. Auf ihnen werden Verhandlungen geführt, Differenzen diskutiert und Frieden hergestellt“, so Ekici. Die Nähe zum Landgericht soll auf eine Parallele von verschiedenen Rechtsverständnissen und Verhandlungspraktiken hinweisen. Ihr Portal aus Teppichen verweist aber auch in vielfacher Hinsicht auf die Rezeption und Integration orientalischer kultureller Gehalte und Objekte, bis hin zu Gottfried Semper, derschon 1860 sein Architekturkonzept in einer Art „Bekleidungstheorie“ formulierte und auf die reich verzierte Zeltarchitektur von Nomaden bezog. Gewollt ist auch ein Zusammenhang zu den üblicherweise verwendeten gelben Zetteln, wenn man etwas auf keinen Fall vergessen will. Das Oberlandesgericht ist der Ort, in dem am 1. Juli 2009 die ägyptische Pharmazeutin Marwa el Sherbini mit 18 Messerstichen aus ausländerfeindlichen Gründen erstochen wurde.“

[aus der Pressemitteilung der Stadt Dresden]

Nach den Wirren um Pegida hat Dresden, trotz der guten Projektidee, nun wieder einen Skandal, indem es um Fremdenhass geht. Das Werk von Nezaket Ekici, das aus mehreren Orientteppichen bestand wurde mit islamfeindlichen Parolen beschmiert. Das alleine ist schon ein Skandal, aber dann hat die Polizei das Werk auch noch entfernt. Ob es restauriert und wieder angebracht werden kann oder ob es nun vollständig zerstört wurde, ist noch nicht klar.

Nezaket selbst hat mit dem MDR über die Vorfälle gesprochen. Der Beitrag kann dort in der Mediathek abgerufen werden.

Der Berliner Kurator Thomas Eller hat gemeinsam mit der Künstlerin eine Pressemitteilung zu den Vorfällen veröffentlicht und bittet am 31. Mai zur offenen Diskussionsrunde:

Dresden, 26. Mai 2015.

KUNSTWERK VON NEZAKET EKICI BESCHÄDIGT DURCH ISLAM-FEINDLICHES GRAFFITI … POLIZEI KONFISZIERT TEILE UND ZERSTÖRT DAS KUNSTWERK

Nur zwei Tage nach der Eröffnung des Projektes “Dresden.? – Arbeiten mit der Stadt” wurde das Kunstwerk “Post It” der Berliner Künstlerin Nezaket Ekici durch islamfeindliche Schmierereien beschädigt. In der Nacht zum 25. Mai haben Unbekannte eine islamfeindliche Parole mit den Worten “Scheiß Islam” auf die Rückseite des Teppichportals vor dem Dresdener Landgericht gesprüht. Die Dresdener Polizei lässt daraufhin die Teppiche entfernen und zerstört das Kunstwerk. Die Künstlerin ist entsetzt über den doppelten Akt der Missachtung der künstlerischen Integrität ihres Kunstwerks.

Das Kunstwerk „Post It“ beschäftigt sich mit der komplexen Geschichte kulturellen Austauschs zwischen Orient und Okzident am Beispiel von Teppichen, wie sie einerseits in vielen deutschen Wohnzimmern liegen und andererseits zentrale Funktionen in orientalischen Kulturen haben. Das Kunstwerk “Post It” bringt damit parallele Gesellschafts- und Rechtsvorstellungen zu Bewusstsein. Nicht zuletzt erinnert es auch an den Mord an Maria el-Sherbini am 1. Juli 2009 im Landgericht Dresden.

Wo man Kunstwerke beschädigt hat man den Boden zivilisierter Auseinandersetzung verlassen. Die Künstlerin Nezaket Ekici und der Kurator der Ausstellung Thomas Eller, verurteilen die Beschädigung des Kunstwerks als barbarischen Akt und protestieren gegen die hektische Demontage durch die Dresdener Polizei.

Um zu einer offenen Diskussion um die Inhalte des Kunstprojektes zurückzukehren laden die Künstlerin und der Kurator am 31. Mai 2015 um 14 Uhr zum Gespräch ein. Ein genauer Ort wird noch bekannt gegeben.

Für mehr Information kontaktieren Sie den Kurator Thomas Eller unter:

dresden@thomaseller.com

 

Den Worten von Thomas Eller ist nichts hinzuzufügen! Wir werden verfolgen wie es in Dresden weitergeht und diesen Beitrag gegebenenfalls erweitern und aktualisieren.

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