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„International Orange“ – Interview mit Daniel Schumann

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Für Daniel Schumann ist die Fotografie ein künstlerisches Medium, das er für eine sehr persönliche Auseinandersetzung mit elementaren Themen wie Tod oder Familie einsetzt. Für das Buchprojekt “International Orange” porträtierte er gleichgeschlechtliche Eltern und Paare in San Francisco. Im Interview erzählt der junge Fotograf, wie es dazu kam und warum ihm dieses Projekt am Herzen liegt.

Wie sind Sie zur Fotografie gekommen?

Ich bin durch meinen Vater, der ebenfalls Künstler ist, zur Fotografie gekommen. Nach meinem Zivildienst in einem Hospiz, habe ich an der Fachhochschule Bielefeld Fotografie studiert und dort bei Roman Bezjak Diplom gemacht. Anschließend habe ich mein Master-Studium mit einem Fulbright-Stipendium in San Francisco begonnen, welches ich jetzt in Essen an der Folkwang Universität fortsetze.

Während meines Studiums in Bielefeld habe ich die Fotografie als ein Medium entdeckt, dass mir die Möglichkeit eröffnet, meinen Fragen an das Leben nachzugehen. Gleichzeitig ist auch das Buch als Präsentationsform für meine Arbeiten in dieser Zeit sehr wichtig geworden, denn es bietet einen genauso intimen, wie erzählerischen Rahmen für meine Fotografien. So habe ich nunmehr drei Fotobücher veröffentlicht, welche weltweit ausgestellt und mit Stipendien und Preisen ausgezeichnet wurden.

Wie sind Sie auf die Idee zu dem Bildband „International Orange“ gekommen?

Nachdem ich mich schon in meinen Fotoprojekten „Elisabeth und Wilhelm“ und „Prinzessinnen und Fußballhelden“ mit dem Familienporträt auseinander gesetzt habe, hatte ich den Wunsch, das Thema Familie in San Francisco aus einer neuen Perspektive zu betrachten. Während der ersten Monate dort, habe ich die Stadt als ungewöhnlich liberal und weltoffen erlebt. Und so hat sich aus dem Bedürfnis, mein Erleben dieser vielfältigen Stadt in einem neuen Fotoprojekt zum Ausdruck zu bringen, und der großen Bedeutung von San Francisco für die Menschenrechtsbewegung der Gay Community, das Konzept für mein neustes Buch entwickelt. Mit Portraits von gleichgeschlechtlichen Paaren und Familien sowie Stadtansichten ist diese Arbeit gleichzeitig eine Liebeserklärung an die Stadt mit ihrer faszinierenden Freiheit, und eine Begegnung mit Menschen, ihren Lebenskonzepten und ihren Träumen.

Ist die Situation für Regenbogenfamilien in Deutschland anders als in den USA?

Die Situation von Homosexuellen in den USA kann je nach Bundesstaat sehr unterschiedlich sein, im Vergleich zu Deutschland würde ich sie aber als fortschrittlicher und liberaler bezeichnen. Die Gesetze, welche z.B. Adoption oder Eheschließung von Schwulen und Lesben regeln, sind Sache der einzelnen Staaten und werden von den jeweiligen Regierungen sehr unterschiedlich gehandhabt. Aber auch innerhalb von Kalifornien spielt San Francisco eine besondere Rolle. Nirgendwo sonst habe ich erlebt, dass hetero- und homosexuelle Menschen mit einer solch großen Selbstverständlichkeit zusammenleben.

Ihr voriges Buch beschäftigte sich mit dem Thema Sterben. Wie kommen Sie auf Ihre Themen?

Wie ich zu Beginn schon angedeutet habe, ist die Fotografie für mich ein künstlerisches Medium, dass ich nutze, um mich mit meinen Fragen an das Leben auseinanderzusetzen. So lasse ich mich von Ereignissen in meinem Leben, genauso wie von Themen inspirieren, die mich beschäftigen. Solche persönlichen Ansätze haben das größte Potential, zu einem ernsthaften und tiefgreifenden Fotoprojekt zu werden, das dem Betrachter die Möglichkeit eröffnet, sich mit dem Gezeigten zu identifizieren und etwas für sich aus diesen Bilder zu ziehen.

Mit dem Tod habe ich mich in meinem Buch „Purpur Braun Grau Weiß Schwarz“ beschäftigt, da ich zuvor meinen Zivildienst in einem Hospiz geleistet hatte. Die Begegnung mit sterbenden Menschen hat mich tief bewegt und in mir das Bedürfnis geweckt, mich aus fotografischer Perspektive diesem Thema zu nähern. So habe ich für diese Arbeit ein Jahr lang Menschen porträtiert, und deren Auseinandersetzung mit Krankheit und Vergänglichkeit fotografisch begleitet.

Was für ein Projekt planen Sie als Nächstes?

In meinem nächsten Fotoprojekt werde ich mich erneut mit Familie auseinandersetzen. Es wird meine Masterarbeit sein, mit der ich mein Studium an der Folkwang Universität in Essen abschließe. Sobald das Konzept steht und die ersten Bilder fotografiert sind, werden Sie diese auf meiner Website finden.

 

 

Buch und Collector’s Edition

Das Buch “International Orange” ist in einer deutschen und einer englischen Ausgabe beim Kerber Verlag erschienen. Eine vom Künstler nummerierte und signierte Collector’s Edition ist in limitierter Auflage erhältlich.

Buchvorstellung

Künstlergespräch mit Franziska Leuthäußer vom Städel Museum am Donnerstag, den 8. Mai 2014 um19 Uhr im DZ Bank Art Foyer, Frankfurt.

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