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MARKED FOR LIFE | 5 FRAGEN AN JENS UWE PARKITNY

Marked for Life („Gezeichnet für das Leben“) dokumentiert die aussterbende Tradition des Gesichtstattoos der Chin in Myanmar, die bisher noch nie im Zentrum von anthropologischen Studien stand. Während im letzten Jahrhundert Gesichtstätowierungen unter den sogenannten „Hügelstämmen“ in der Asiatisch-Pazifischen Region weitverbreitet waren, ist diese Tradition seit der Jahrtausendwende nur noch in entlegenen Gebieten Myanmars lebendig. Wir sprachen mit Jens Uwe Parkitny über seine beeindruckenden Fotografien und die Erfahrungen auf seiner Reise.

 

Betrachtet man Ihren Lebenslauf, so spielt das Thema Reisen schon immer eine große Rolle. Nach Ihrem BWL-Studium am Fachbereich Touristik/Verkehrswesen arbeiteten Sie mehrere Jahre als Reiseredakteur und Auslandskorrespondent für namhafte internationale Verlage. Woher stammt diese Leidenschaft und wie kamen Sie zur Fotografie?

Die Neugierde auf andere Länder und Kulturen haben meine Eltern in mir entfacht. Mein Vater ist in seiner Jugend zur See gefahren und seine Erzählungen haben in mir sehr früh eine große Abenteuerlust geweckt. Kinderbücher wie Peterchens Mondfahrt trugen das Ihrige bei, meine Phantasie und Entdeckerlust zu nähren. Unseren Familienurlaub verbrachten wir meistens in Dänemark, in einem Holzbungalow am Meer. Der Blick auf den weiten Horizont erweckte in mir den Wunsch zu erfahren, wie die Welt dahinter aussieht. Die Entscheidung, ein Volontariat in einer Reiseredaktion zu machen, war daher konsequent: es ermöglichte mir die Welt zu bereisen, das Gesehene innerlich zu reflektieren und darüber zu schreiben. Die Fachredaktion, für die ich arbeitete, verlangte von Ihren Mitarbeitern, die Beiträge selbst zu bebildern. Also kaufte ich mir zwangsläufig eine Kamera und begann mit der Fotografie. Meine ersten Aufnahmen glichen den unsicheren Gehversuchen eines Kindes und es dauerte, bis ich vernünftige Fotos schoss.

 

In Ihrem Buch steht die Tradition der Gesichtstätowierungen im Zentrum. Wie sind Sie gerade auf dieses Thema gestoßen und was hat Sie daran fasziniert?

Durch Zufall. Im Winter 1999 reiste ich das erste Mal nach Birma, das nach demokratischen Wahlen im Jahr 2015 heute als Myanmar versucht den Weg zurück in die Weltgemeinschaft zu finden. Das Land war lange international geächtet und es galt politisch als nicht korrekt, es zu bereisen. Daher reizte es mich, das Land näher kennen zu lernen. Ich war so fasziniert davon, dass ich immer wieder zurückkehrte und tiefer in das Land vordrang, auch in Regionen, wie den Südlichen Chin Staat, für den man damals noch eine Sondergenehmigung benötigte. Dort traf ich 2001 dann auch das erste Mal auf eine Frau mit einem Gesichtstattoo. Ich was so beeindruckt von diesem anderen Schönheitsideal, das so gar nicht dem Westlichen entspricht, dass ich mich entschloss, die Frau zu fotografieren. Ich fragte sie und sie willigte ein. Der Rest ist Geschichte: Ich reiste in den Folgejahren immer wieder nach Myanmar, um Chin-Frauen mit Gesichtstattoos zu porträtieren. Ein wunderbares Projekt, das mir die perfekte Entschuldigung dafür lieferte, nach Myanmar zurückzukehren, sobald ich Zeit und Geld hatte.

In welchem Zeitraum sind die Fotografien entstanden und wie wurden Sie von den Chin aufgenommen?

Die Porträts entstanden über einen sehr langen Zeitraum,  zwischen 2001 – 2014. Die Suche nach den Frauen gestaltete sich sehr schwierig, da mir niemand genau sagen konnte, wo ich diese Frauen finde und wie viele unterschiedliche Chin-Gruppen die Tradition der Gesichtstatauierung pflegten. Ich musste meine eigenen Expeditionen organisieren und manchmal lief ich ins Leere. Den Spaß, den ich dabei hatte, war immens. Ich war der einzige auf der Welt, der dieses Thema für sich entdeckt hatte. Die Chin reagierten sehr neugierig und hießen mich willkommen. Ich brachte Medizin, Kleidung, Essen, Tabak und Polaroids mit, die ich als Dank verschenken konnte.

 

Gibt es einen Ort auf der Welt, den Sie unbedingt noch bereisen möchten?

Papua-Neuguinea und Äthiopien würden mich interessieren. Meiner Frau und den Kindern würde ich gerne Ekuador und Tasmanien zeigen. Auch nach Apulien möchte ich noch einmal. Das Meer dort ist herrlich und die Pizza schmeckt großartig. In Deutschland würde ich gerne einmal in der Sächsischen Schweiz wandern.

Wie kamen Sie auf die Idee Ihre Fotografien in Buchform zu veröffentlichen? Stellt dies eine Art Reisetagebuch dar?

Ich habe mich einmal drei Monate an einem Reisetagebuch versucht und festgestellt, dass ich weder die Disziplin noch die Energie habe, mich am Ende eines Tages hinzusetzen und meine Beobachtungen und Gedanken aufzuzeichnen. Das Festhalten von Eindrücken durch Fotografien fällt mir dagegen leichter. Sie dienen mir als Gedächtnisstütze, Erlebtes schriftlich aufzuarbeiten. Die Idee, ein Buch mit meinen Chin-Porträts zu machen, kam mir 2006, da ich mir da bereits ein beachtliches Porträt-Portfolio erarbeitet hatte. Mein erstes Buch Bloodfaces erschien selbstfinanziert in 2007, es interessierte sich aber kaum jemand dafür, da das allgemeine Interesse an Myanmar zu diesem Zeitpunkt gering war. Mittlerweile steht Myanmar als Reise- und Investmentziel jedoch hoch im Kurs. Daher ist jetzt der richtige Zeitpunkt ein neues Buch zu dem Thema herauszugeben.

Marked fpr Life
Publikation Marked for Life

Herausgeber: Goethe-Institut Myanmar, Franz Xaver Augustin
Gestaltung von Jörg Walter, GROUPE DEJOUR, Walter & Walter GbR
ISBN 978-3-7356-0355-5

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