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„Otto Piene. Licht“ | Ein Interview mit Marijke Lukowicz

Otto Piene, Silberne Frequenz, 1972/2014, LWL-Museum für Kunst und Kultur. Foto: LWL/Neander

Marijke, Du bist kuratorische Assistenz am LWL-Museum für Kunst und Kultur, Münster, für die Otto Piene Ausstellung. Welche Aufgaben umfasst deine Tätigkeit genau?

Im Prinzip ist es meine Aufgabe dafür zu sorgen, dass die Ausstellung nach dem Konzept der Kuratoren umgesetzt wird. Das fängt damit an, Leihanfragen für die gewünschten Objekte vorzubereiten und endet bei der Beauftragung der Wandtexte für die Ausstellung. Das Anbringen von Texten in der Ausstellung ist meistens der letzte Schritt zur Fertigstellung. Auf dem Weg dahin müssen die verschiedensten Dinge organisiert werden. Besonders bei Pienes Lichtobjekten war viel Vorbereitung für die Installation nötig. Angefangen bei der Frage nach den Stromanschlüssen bis hin zum Bau eines neuen Raumes in den Ausstellungsräumen.

Und natürlich ist auch die Katalogredaktion eine klassische Aufgabe für Projektassistenzen. Auch hier wird zunächst ein Konzept mit den Kuratoren besprochen, um dessen Umsetzung ich mich kümmere.

 

Wann ist die Idee für die Ausstellung entstanden?

Im Zuge der Neukonzeption der Silbernen Frequenz, der Lichtinstallation von Otto Piene an der Fassade des Museums, ist die Idee zu einer großen Einzelausstellung noch mit Otto Piene gemeinsam entstanden. Das war im Fühjahr letzten Jahres. Im September 2014 mussten wir dann leider die „neue“ Silberne Frequenz ohne Otto Piene einweihen, da er im Juli verstarb.

 

Otto Piene im LWL-Museum für Kunst und Kultur, 2013. Foto: LWL/Neander

Otto Piene im LWL-Museum für Kunst und Kultur, 2013.
Foto: LWL/Neander

 

Otto Piene hat zu diesem Zeitpunkt noch gelebt. Hatte sein überraschender Tod im letzten Jahr Auswirkungen auf das Konzept und die Umsetzung der Ausstellung?

Ja, es war anfangs fraglich, ob man die Ausstellung nun noch so planen konnte, wie zuvor gedacht. Denn eine Idee für die Ausstellung war, dass Otto Piene eine neue Arbeit extra für die Ausstellung schaffen wollte. Das war nun nicht mehr möglich. Es war dann vor allem Elizabeth Goldring Piene, die Witwe des Künstlers, die der Meinung war, dass man die Ausstellung unbedingt trotzdem machen sollte. Gemeinsam mit ihr und dem ehemaligen langjährigen Assistenten von Piene, Günter Thorn, wurde die Ausstellung schließlich geplant und vorbereitet.

 

 

 

Wie schwierig ist es Lichtkunst zu zeigen? Gibt es besondere Anforderungen an die Museumsräume und die Technik?

Das Schwierigste war, die Lichtgestaltung der Ausstellungsräume selbst. Denn auf der einen Seite sollen die Arbeiten nicht in Ihrer Wirkung beeinträchtigt werden, auf der anderen Seite muss man an den Besucher denken und sicherheitstechnische Vorgaben einhalten. In einem komplett abgedunkelten Raum kommt zwar das Lichtspiel der Arbeiten sehr gut zur Geltung, die Gefahr besteht jedoch, dass Besucher sich im Raum nicht gut orientieren können. Zumal Pienes Objekte in unserer Ausstellung häufig auch eine Dunkelphase haben. Da muss man manchmal Kompromisse in der Ausstellungsgestaltung finden, die beidem gerecht werden.

Otto Piene ist Gründer der ZERO-Gruppe und Pionier der deutschen Nachkriegskunst. Welche Bedeutung hat sein Werk heute für uns?

Otto Piene war Visionär und Optimist. Beides Eigenschaften, die sich in seiner Kunst und seinem Kunstbegriff wiederspiegeln, und ich denke, Eigenschaften, die uns auch heute noch gut tun. Er hatte eine sehr offene Vorstellung von Kunst: Grenzen zwischen verschiedenen Gattungen oder Disziplinen interessierten ihn nicht. Ihm ging es um das Anfangen, um das Ideen entwickeln, das Prozesshafte. Diese Offenheit spiegelt sich meiner Meinung nach in seinen Lichtobjekten, vor allem aber in seinen Sky Art Projekten wieder.

 

Welche Rolle spielt die begleitende Publikation für die Ausstellung?

Der Katalog ist begleitend zur Ausstellung gedacht. Er gibt Hintergrundinformationen zu Otto Piene selbst und zu bestimmten Aspekten seiner Kunst. Allerdings ist er weiter gefasst als die Ausstellung. Er ist besonders reich bebildert und zeigt mehr als nur die Objekte, die in der Ausstellung zu sehen sind. Wir haben versucht, einen möglichst umfangreichen Eindruck von Pienes Kunst zu zeigen. Nicht nur in der Auswahl der Bilder, sondern auch in der Gestaltung. Das Vibrieren und die Bewegung, die für Piene eine so große Rolle spielten, sollen beim Anschauen des Kataloges zum Ausdruck kommen.

 

Vielen Dank für das Gespräch, Marijke!

Foto: (c) Marijke Lukowicz

Foto: Hanna Neander | (c) Marijke Lukowicz

 

Zur Person 

Kunsthistorikerin, Projektassistenz für die Ausstellung „Otto Piene. Licht“ am LWL-Museum
für Kunst und Kultur (2015), wissenschaftliches Volontariat am LWL-Museum für Kunst und Kultur (2013-2015), Kuratorium Förderverein Aktuelle Kunst Münster e.V. (2012), Studium WWU Münster.

 

 

 

 

Piene Katalog

Publikation: Otto Piene. Licht, Juni 2015.
herausgegeben vom LWL-Museum für Kunst und Kultur, Hermann Arnhold,
mit Texten von Hermann Arnhold, Wulf Herzogenrath, Dirk Pörschmann, Marijke Lukowicz sowie ein Gespräch zwischen Joachim Jäger und Elizabeth Goldring Piene (in englischer Sprache)
Gestaltung: Andreas Koch, Bielefeld

Ausstellung: „Otto Piene. Licht“, 13.6.-20.9.2015, LWL-Museum für Kunst und Kultur, Münster

 

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