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Rezension „Imi Knoebel“

Imi Knoebel. Werke 1966 – 2014.

Anlässlich des 75. Geburtstags von Imi Knoebel zeigt das Kunstmuseum Wolfsburg die bislang umfangreichste Ausstellung zum Werk des Künstlers.

In einem eindrucksvollen Umfang bietet der ausstellungsbegleitende Katalog „Imi Knoebel. Werke 1966 – 2014“ auf über 300 Seiten einen Rückblick auf die stetige Entwicklung und den Fortschritt der künstlerischen Arbeit Knoebels. Zugleich wird aber auch deutlich, dass diese Entwicklung keineswegs linear, sondern von der Reaktivierung älterer Konzepte, sowie der erneuten Überarbeitung bereits fertiggestellter Arbeiten geprägt ist. Somit lässt sich die Werkgeschichte Knoebels über das Jahr 2014 weiter denken – als andauernder Arbeitsprozess, in dem die eigenen Arbeiten reflektiert und modifiziert werden.

“… nichts erklären lassen von anderen!“

Mehr über Knoebel erfahren und seine Werke einmal gesammelt betrachten – dies ermöglicht der Katalog in einer bisher einzigartigen Weise. Zu Beginn steht ein Gespräch zwischen Johannes Stüttgen und dem Künstler selbst. Dass Letzterer sich zu einem Interview bereit erklärt, ist eher selten. Umso spannender ist es in Anbetracht der üblichen Verweigerung von Aussagen, einmal die eigenen Worte des Künstlers über seine Werke zu lesen. In dem Interview kommt dann auch dieser Drang zum Erklären und Sich-Erklären-Lassen von Kunst zum Thema. Knoebel fordert: „Besser, du kapierst nichts und siehst nichts und gehst einfach durch, aber nichts erklären lassen von anderen!“

Knoebels Werke und sein Werdegang

Tatsächlich war es zu Beginn seiner Karriere dieses Nicht-Sehen, was die Leute 1975 in Anbetracht zweier weißer Bilder in der Düsseldorfer Kunsthalle protestieren ließ. Heute hingegen genießt Knoebel weltweit Ansehen und er ist, wie der Katalog deutlich macht, ein vielbesprochener Künstler. Der Kern der Publikation ist eine Werkbiografie, die das umfangreiche Schaffen illustriert. Sie kombiniert biografische Eckdaten und Einblicke in das Atelier mit wichtigen Ausstellungen und Werken des Künstlers. Beginnend bei seiner Geburt, über die Ausbildung bis hin zu allen relevanten Stationen beleuchtet sie parallel den persönlichen Werdegang Knoebels. Dabei unterscheidet sie sich von anderen Publikationen insbesondere hinsichtlich der Besprechung der Werke. Diese sind von einzelnen, meist kurzen Beiträgen verschiedener Autoren und Quellen begleitet und orientieren sich an zentralen Themen, Motiven, Farben und Formen der jeweiligen Schaffensphase. Daraus entsteht eine Sammlung verschiedener Eindrücke und Perspektiven, die das Gesamtwerk geordnet nach Entstehungsdatum, den jeweiligen Ausstellungskontexten und -orten präsentiert.

Mehr als nur eine Werkbiografie

Abgerundet wird die Werkschau durch zwei ausführliche Beiträge von Martin Schulz bezüglich der Farben Schwarz und Weiß im Werk Knoebels sowie von Marie-Amélie zu Salm-Salm über die Ausstellung in Wolfsburg und den künstlerischen Werdegang. Im letzten Teil des Katalogs finden sich Statements privater und beruflicher Weggefährten Knoebels, die ihre Eindrücke über ihn als Menschen und als Künstler äußern. Insbesondere dieser Teil trägt dazu bei, dass die Publikation mehr ist als nur ein Werkverzeichnis – sie illustriert ein Lebenswerk.

Text von Eva Maibaum

Über den Künstler:

Imi Knoebel wird als Klaus Wolf Knoebel 1940 in Dessau geboren. Im Jahr 1964 wechselt er von der Werkkunstschule in Darmstadt gemeinsam mit seinem Freund Rainer Giese an die Kunstakademie Düsseldorf in die Klasse von Joseph Beuys. Dieser stellt den beiden jungen Künstlern ein Atelier in der Akademie zur Verfügung, wo Knoebel 1968 seine erste, raumgreifende Arbeit mit dem Titel „Raum 19“ realisiert. Inspiriert von Arbeiten Kasimir Malewitschs und Piet Mondrians, sucht Knoebel nach einer andersartigen Formensprache und wird mit den abstrakten Installationen zwischen Malerei und Skulptur, zu einem Vorreiter der deutschen Minimal-Art Bewegung. Immer wieder nimmt Knoebel Veränderungen an seinen Werken vor, so auch an „Raum 19“, das 2006 in seiner dritten Version präsentiert wird.

Zum Buch:

Die umfangreiche Publikation anlässlich der Ausstellung in Wolfsburg präsentiert zentrale Werke und Werkgruppen, beginnend bei den Linienbildern (1966) bis hin zu aktuellen Arbeiten. Fast 500 Abbildungen zeigen Installationen, Gemälde, Objekte und Wandarbeiten, die in über 50 Jahren künstlerischen Schaffens entstanden sind.

Imi Knoebel. Werke 1966 – 2014, 332 Seiten, Hardcover, 58,00 €. Kerber Verlag 2014.

Zur Ausstellung:

„Imi Knoebel – Werke 1966 – 2014“, 18.10.14 – 15.02.2015, Kunstmuseum Wolfsburg.

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