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WE LOVE ANIMALS | Von wilden Tieren und zahmen Schmusekatzen

Seit jeher ist das Tier ein beliebtes Motiv in der Kunst. Von Albrecht Dürer über Max Slevogt, Joseph Beuys bin hin zu Erwin Wurm oder Gwen van den Eijnde. Sie alle vereint das Interesse an dem Animalischen, dem Verborgenen und Geheimnisvollen. Das Kunstmuseum Ravensburg widmet dem Thema unter dem Titel We Love Animals nun eine tierisch gute Ausstellung (noch bis 15. Oktober 2017), bei der man auf Entdeckungsreise durch 400 Jahre Mensch-Tier Beziehung gehen kann.

Beginnt man die Reise im 16. Jahrhundert, so stand vor allem das Interesse am Unbekannten und Animalischen im Vordergrund. Das wohl bekanntestes Beispiel hierfür ist Das Rhinozeros (1515) von Albrecht Dürer, ein Holzschnitt, den er nicht nach einem lebenden Vorbild, sondern aufgrund eines Augenzeugenberichtes angefertigt hat. Im 18. Jahrhundert verlagerte sich das Interesse auf das Exotische, wovon zahllose Gemälde, Porzellanplastiken und Skulpturen von wilden und exotischen Tieren wie Bären, Elefanten und Löwen zeugen, die genau studiert wurden.

Im 19. Jahrhundert kam es zu einem gesellschaftlich Wandel, der die Mensch-Tier Beziehung grundlegend veränderte und eine Entfremdung bewirkte. Wurde das Tier bis dato in seiner Funktion als Nutztier gesehen, verlagerte sich diese hin zum Schoßhündchen und der bekannten Schmusekatze. Es entsteht eine bürgerliche Kultur, die das Tier als Staffage verwendet und als Statussymbol sieht.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts kommt es zu einer zunehmenden Spannung zwischen Mensch und Tier im Zuge der Verstädterung. Mit der Performancekunst der 1970er Jahre fanden erstmals tote und lebende Tiere Eingang in die Kunst. Aktuell spricht man schon von einem Animal Turn, da sich der wissenschaftliche Diskurs dem Verhältnis der Mensch-Tier Beziehung angenommen hat. Beispielhaft für dieses neue Verständnis stehen die beiden Künstler Krõõt Juurak und Alex Bailey, die mit ihrer Performances for Pets Aufführungen für und mit Hunden konzipiert haben und dadurch dem Tier auf Augenhöhe begegnen. Die Künstlerin Deborah Sengl nimmt eine kritischere Haltung ein, indem sie das heutige, beinahe schon schizophrene Verhältnis zwischen Mensch und Tier thematisiert. Einerseits gibt es mittlerweile eine große Annäherung an das Tier andererseits essen wir nach wie vor Tiere und zerstören deren Lebensräume. Indem die Künstlerin Pelztiere in Menschenhaut aus Wachs zeigt, deckt sie genau diese Doppelmoral auf.

Die begleitende Publikation ist ein Muss für alle Tier- und Kunstliebhaber. Sie zeigt anhand zahlreichen Abbildungen die Entwicklung der Mensch-Tier Beziehung nach und eröffnet auch auf kunsthistorischer Ebene neue, spannende Einblicke in das Thema anhand augewählter texte von Direktorin Dr. Nicole Fritz, Karen Kurczynski und Marcel Sebastian.

 

Weitere spannende Infos:

We love Animals_Art Magazin
SWR Beitrag

 

We Love Animals
Publikation We Love Animals

Herausgeber: Dr. Nicole Fritz, Kunstmuseum Ravensburg
Gestaltung von Sarah Nöllenheidt, buero noc Berlin
ISBN 978-3-7356-0373-9

 

 

 

 

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